5. Lange Nacht der Begegnung  -  2017

Im Ramadan verzichten Muslime tagsüber auf das Essen und Trinken, erst abends wird gemeinsam das Fasten beendet.

In Verantwortung vor Gott und den Menschen ...

(Grundgesetz / koranischer Grundsatz)

Unter diesem Motto haben hannoveraner Muslime zum fünftem Mal zum gemeinsamen Essen auf dem Georgsplatz in Hannover eingeladen. Bürgerinnen und Bürger unterschiedlicher Religion und Herkunft konnten sich hier begegnen und ins Gespräch kommen. Auf der Ebene gemeinsamer Grundwerte haben christliche, jüdische und muslimische Repräsentanten sowie Vertreter der Stadt kurze Grußworte gesprochen.

von links: Propst Martin Tenge (Katholischer Regionaldechant), Ralf Meister (Landesbischof der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers), Frauke Heiligenstadt (Niedersächsische Kultusministerin), Christian Buhmann (Vorsitzender der Dr. Buhmann Stiftung), Petra Pau (Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages)

Hannover. Während derzeit im Iran oder in Syrien die Gräben zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen immer größer werden, setzt die muslimische Gemeinde in Hannover auf einen Weg des Miteinanders. Beim interreligiösen Fastenbrechen zum Ramadan kamen an den vergangenen beiden Tagen nicht nur Sunniten und Schiiten zusammen. Auch Juden und Christen nahmen an der „5. Langen Nacht der Begegnung“ teil.

 

Großraumzelte stehen auf dem Georgsplatz. An dutzenden Bierzeltgarnituren sitzen etwa 250 Menschen. Manche von ihnen tragen Kopftuch, andere eine Kreuz- oder Davidsternkette. Sie lernen sich kennen, unterhalten sich, diskutieren. Auf einer Bühne spricht Landtagspräsident Bernd Buse­mann: „Sonst werden bei solchen Veranstaltungen nur Höflichkeiten ausgetauscht, aber hier passiert ja deutlich mehr. Hier tauschen sich die Leute aus den einzelnen Religionen miteinander aus.“ An diesen beiden Sommerabenden ha­ben die Teilnehmer des Fastenbrechens gezeigt, wie einfach interkulturelle und -religiöse Ver­ständigung doch eigentlich sein kann – wenn man es will.

 

Begonnen hat das Fastenbrechen mit einem Blick zurück: Am jüdischen Mahnmal am Opernplatz wurde der wegen ihrer Religion Verfolgten gedacht. Der evangelische Superintendent Hans-Martin Heinemann gab zu bedenken: „Es ist eine Wurzel des Elends und des Terrors, wenn wir nicht mehr in der Lage sind, uns zu begegnen.“ Und sein muslimischer Kollege Djavad Mohagheghi hielt fest: „Lassen Sie uns dieses Treffen dazu nutzen, für unsere Verantwortung zu stehen. Wir leben unsere Religion friedlich aus, Terrorismus kann nicht in unserem Namen geschehen.“

 

Mitgeholfen bei der Organisation der „Langen Nacht der Begegnung“ haben rund 30 Jugendliche aus verschiedenen Nationen. Der 18-jährige Kamal Naseri ist Afghane und differenziert in seinem Glauben nicht zwischen Sunniten und Schiiten: „Muslim ist Muslim, zwischen uns gibt es keinen Unterschied, deswegen feiern wir hier heute auch zusammen.“ Eine Sichtweise, die alle Anwesenden teilen. Friedrich-Wilhelm Busse von der Dr.-Buhmann-Stiftung, die das gemeinsame Fastenbrechen mitveranstaltet, äußert einen ambitionierten Wunsch: „Wir versuchen, dass von Hannover aus der Frieden in die Welt geht. Hier sitzen wir alle beieinander.“

 

Dass es im Alltag, außerhalb dieser Veranstaltung, allerdings wieder anders zugeht, weiß etwa die 22-jährige Studentin Aysenur Erden: „Ich werde in letzter Zeit immer öfter mit Rassismus konfrontiert.“ Die Hoffnung gibt sie jedoch nicht auf: „Wir versuchen, der Entwicklung in anderen Ländern entgegenzutreten, deswegen sind solche Veranstaltungen wie diese besonders wichtig.“ In Hannover befinden sich die interreligiöse Verständigung und Zusammenarbeit offenbar auf einem guten Weg. Es bleibt die Hoffnung, dass Menschen überall in der Welt eines Tages ebenfalls diesen Weg mitgehen werden.

(Quelle: Neue Presse vom 10.06.2017 S. 20)

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